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Den aktuellen Stand der Entwicklung in Bezug auf die Trägerschaftsabgabe für elf evangelische Kitas im Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein stellte Superintendentin Kerstin Grünert jetzt in ihrem Bericht auf der Sommersynode in Wilgersdorf vor. Die leitende Theologin des Evangelischen Kirchenkreises Siegen-Wittgenstein teilte mit, dass für die Kinder der Kitas gute Betreuungsmöglichkeiten gefunden worden seien. Darüber sei sie „froh und dankbar“. 

• Die beiden Kitas Meisenhaus in Rinsdorf und Spatzennest in Wilnsdorf werden vom DRK-Frauenverein Wilnsdorf zum 1. August 2026 übernommen.
• Die Kitas Mittendrin in Wiederstein, Piccolino in Oberholzklau und Zwergenland in Girkhausen werden vom AWO-Kreisverband Siegen-Wittgenstein zum 1. August 2026 übernommen.
• Die Kita Mühlbergsiedlung läuft zum 31. Juli 2025 aufgrund von sinkenden Kinderzahlen aus. Alle Kinder haben über den Kreis Siegen-Wittgenstein neue Betreuungsplätze zum 1. August 2025 erhalten; die Mitarbeiterinnen haben neue Stellen ab 1. August 2025 angeboten bekommen und diese bereits angenommen. Alle Mitarbeiterinnen verbleiben in neuen Funktionen bei EKiKS.
• Die Kitas Stormstraße in Geisweid, Hinter dem Wäldchen in Bürbach und Altstadt in Siegen werden vom AWO-Kreisverband Siegen-Wittgenstein zum 1. August 2026 übernommen.
• Die Kita Eiserntal in Eiserfeld wird aufgrund von zurückgehenden Kinderzahlen und einem Neubau durch den DRK-Kreisverband neben dem Hallenbad Eiserfeld zum 1. August 2026 nicht mehr benötigt. Der Betrieb der Kita läuft zum 31. Juli 2026 aus. Die Kinder werden nach Abstimmung mit dem Jugendamt und DRK einen Platz in der neuen Kita angeboten bekommen. Die neue Kita eröffnet Anfang 2026.
• Die Kita Jasminweg wird ab dem 1. August 2025 für das Kita-Jahr 2025/26 in eine Containeranlage auf den Schulhof am Rüsterweg mit 25 Kindern ziehen. Das Gebäude Jasminweg steht auf Grund des Zustands nicht mehr zur Verfügung. Gespräche wegen der Weiterführung der Containeranlage durch einen anderen Träger über den 1. August 2026 hinaus laufen derzeit mit dem Jugendamt.

Grünert sprach in ihrem Synodenbericht von einem „sehr großen Konfliktfeld“, das aufgemacht worden sei. Das sei aber nicht unerwartet gewesen, betonte sie: „Schon lange beschäftigt uns das Thema Kita-Arbeit und deren Auskömmlichkeit. Besonders in den letzten zwei Jahren habe ich das Spannungsfeld zwischen bewusster Wahrnehmung des genuinen kirchlich-diakonischen Auftrags frühkindlicher Bildung und Reagieren auf äußere Faktoren wie Finanzierung und Fachkräftemangel erlebt.“ Zustand und Zukunft des Systems der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung in Deutschland seien alarmierend. Schon seit Jahren machten Wissenschaft und Träger auf Missstände aufmerksam. Immer wieder seien Mitarbeitende von Kindertageseinrichtungen – und auch Eltern von Kita-Kindern – in die Öffentlichkeit getreten, um sich für eine nachhaltige Verbesserung der Arbeitsbedingungen vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels sowie für eine auskömmliche Kita-Finanzierung einzusetzen. Auf der Synode im Dezember vergangenen Jahres sei die finanzielle Auskömmlichkeit der Kitas ebenfalls ein sehr deutliches Thema gewesen. Die im Februar bekanntgegebene Entscheidung, die Trägerschaft von elf der 56 evangelischen Einrichtungen im Kirchenkreis abzugeben, sei ein Schritt gewesen, „der uns als Kirche selbst sehr schmerzt“, betonte die Superintendentin. „Es geht hier nicht um ein gefühlloses und kaltes Runterrationieren und schon gar nicht tragen wir unsere finanziellen Überlegungen einfach so auf dem Rücken der Schwächsten aus. Wir können die Aufgabe, die wir seit vielen Jahren aus Überzeugung subsidiär für den Staat übernehmen, nicht mehr in dem Maße wie bisher ausüben.“ Ärger und Enttäuschung von Eltern und Familien verstehe sie, sagte Grünert. „Wo es zu persönlichen Verletzungen und Enttäuschungen aufgrund der Kommunikation gekommen ist, da bitte ich aufrichtig um Entschuldigung.“ 

Die Kommunikation war ein Thema, das im Anschluss an den Bericht von den Synodalen angesprochen und offen diskutiert wurde. Kritik und Anregungen wurden geäußert. Sowohl Superintendentin Kerstin Grünert als auch Verwaltungsleiter Oliver Berg betonten, dass es der Anspruch gewesen sei, die Trägerschaftsabgabe möglichst zeitgleich allen Beteiligten bekanntzugeben. Berg warf ein, dass alleine rund 900 Mitarbeitende möglichst parallel in Kenntnis gesetzt werden mussten. Zum weiteren Verlauf nach Bekanntgabe der Trägerschaftsabgabe sagte Berg: „Wir konnten und durften nicht sagen, was danach kommt.“ Der Grund: laufende Gespräche und Verfahren für eine mögliche Übernahme von anderen Trägern. Dass in dieser Zeit nicht mehr Informationen herausgegeben werden konnten und dass unbefriedigend gewesen sei, könne sie nachvollziehen, sagte Grünert. Auf Nachfrage aus den Reihen der Synodalen machte Berg noch einmal deutlich, dass es, vor der Entscheidung die Trägerschaft für elf Kitas abzugeben, viele Gespräche mit Verantwortlichen aus der Politik gegeben habe. Immer wieder habe der Kirchenkreis betont: „So geht es nicht weiter. Wir können nicht mehr.“ Das sei zur Kenntnis genommen worden, man habe Verständnis gezeigt, aber es habe sich nichts geändert, berichtete Berg.  

Ulf Schlüter, theologischer Vizepräsident der Evangelischen Kirche von Westfalen, kam für ein Grußwort aus Bielefeld nach Wilgersdorf. Er sagte in aller Deutlichkeit in Bezug auf die Trägerschaftsabgabe: „Das Problem, dass Sie konfliktreich erleben, wurzelt in einem völlig unrealistischen Finanzierungssystem.“ Die Landeskirche sei damit sehr offensiv an die Landesregierung herangetreten. Bis heute warte man auf eine Reform des Kinderbildungsgesetzes NRW, das die Finanzierung von Kitas regelt. „Zahlreiche soziale Leistungen, die in den letzten Jahren und Jahrzehnten geschaffen, erweitert und gesetzlich definiert worden sind, werden künftig so nicht mehr zu finanzieren sein“, sagte Schlüter. „Vielleicht braucht es die Zeichen und Entscheidungen, damit es verstanden wird“, betonte der theologische Vizepräsident abschließend. 

 

Sarah Panthel